Montag, 19. April 2010

alles dabei ?

Auf den Weg nach Asien, in Richtung China, hab ich mich gefragt ob ich ich irgendwelche Vorurteile habe , die ich vor Ort bestätigt bekomme oder verwerfe.
Ausser der allgemeinen Aussage das die Europäer Riesen im Gegensatz zu den Asiaten sein sollen, was ich nach meinen Erfahrungen widerlegen kann, hatte ich keine.

Das Essen auf dem Flug hatte eine leicht abschreckende Wirkung auf meine Geschmacksrezeptoren.
Die nette Stewardess nannte es Schweinefleisch!

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer silbenorientierten 3000 Jahre alten Sprache und Schriftzeichen und der Schrift mit der ich aufgewachsen bin.
Also 5000 verschiedene regulär im Umlauf befindliche Schriftzeichen zu deuten kann sehr schwierig sein, was für mich ein generelles Problem darstellte Ich werde ein neues Schriftzeichen entwickeln um die Palette der Schriftzeichen zu komplettieren.
Es gab unter Anderen eine Situation bei der ich versuchte mittels eines Stadtplans in Mandarin einen Elektronikfachmarkt in Guangzhou aufzusuchen. Also die Haltestelle markiert, mittels einem grossen schwarzen Kreises und die Stationen abgezählt bis zur Ji Fang Lu Brücke und da einfach ein bisschen herumlaufen und den vorher angefertigten Zettel mit der Adresse einem Chinesen zeigen.
Der Busfahrer zeigte mir gar sonderliche Handbewegungen, hinter mir entwickelte sich schlagartig eine Menschentraube, ich dachte drei Quai, einer von diesen drei Geldscheinen kam wieder in meine Tasche zurück.
Man wird sich bewusst, mit wie viel Körpersprache man gezielt die Sprache ersetzen kann.
Eine meiner ersten Begegnungen mit den Einheimischen in der 20 Millionen Menschen Metropole, war ein alter Herr, dem ich einem mit einer Adresse versehenen den Zettel zeigte, er schaute mich an lachte und gab mir zu verstehen das er nicht, oder meinen Zettel nicht lesen kann, dieser war schon ein wenig durchgeweicht, es waren so um die 25 ° C und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit.
Der alte Mann hat auf einer Brücke handgemalte Comics aus den siebziger Jahren verkauft, er kannte seine Preise.
In Guangzhou gibt es nur eine Ahnung von einer Sonne, schaut man zwischen diverse Wolkenkratzer zum Himmel sucht man sie vergeblich.
Ein Schleier aus atmosphärischen grauen Flimmer liegt über der Stadt, was auch ein ständiges Keuchen, Husten und Röcheln der Bewohner dieser Stadt erklärt.
Ein wirklich seltsamen Geruch hat Guangzhou kreiert, eine Mischung aus, in der Garküche gekochten Reis und Soja, süsslicher Geruch von Gewürzen und Räucherware bis hin zu erdigen und moderigen Duftnuancen gepaart mit Abgasen.
Eine europäische Nase hätte hier viel Neues und Ungewöhnliches zu entdecken. Es gibt ein Geruch der mir sehr stark in den Strassen aufgefallen ist, ein stechender auch unangenehmer, vielleicht kann man sagen Mief mit den ich engeren Kontakt bekomme, darauf komme ich noch zu sprechen.
Geselligkeit wird bei den Chinesen sehr geschätzt, für solche geselligen Abende haben sie Speisetempel mir vorher nicht bekannten Ausmaßes erbaut.
Man speist gesellig in grossen oder für Gruppengelage tauglichen Räumen und es lärmt von euphorisierten Genusskonzerten.
Tee gilt nicht nur als Getränk sondern, wenn er heiß aufgebrüht wurde, dient er als Desinfektionsmittel für alle benutzbaren Speiseutensilien, was dem Europäer auch eher wie ein Ritual erscheint, und man bekommt leicht den Eindruck Chinesen lieben Rituale.
Eine beindruckende innovative Erfindung ist ein Tisch mit einer Drehscheibe, welcher ermöglicht gleichzeitig verschiedene Gerichte an sich vorbei passieren zu lassen, ein kleiner Nebeneffekt ist, jeder am Tisch will an seine bevorzugte Speise.
Das führt automatisch zu Richtungsänderungen der Tafel und Missverständnissen.
Wer nicht mit den Umgang von Chopsticks vertraut ist, bekommt seine Speisestücke entweder im Getränk oder auf dem Schoss serviert.
Hat man die Technik drauf kann man im Speisekarussell mitspielen und gar akrobatische Meisterleistungen an der Tafel vollführen und wird mit einem nie aufhörenden Geschmackserlebnis belohnt.
Sehr beliebt schien auch der nächste Gang zu sein, da von unseren chinesischen Gastgebern ein befürwortendes Geräusch zu vernehmen war, gepaart mit leuchtenden Augen und einem verschmitzten Lächeln , als die Kellnerin unser Separee betrat.
Ich bin ein Freund von Omis Essen, was man in Mehrfamilienhäusern schon an Hauseingangstür erkennt, also klassische Gerüche von Braten, Apfelrotkohl, Steak oder Bratkartoffeln.
Die Kellnerin war während des Servieren der Speise sehr erfreut, ich auch, denn das Fenster in unserem Raum war weit geöffnet, denn was sich meinen Geruchsnerven darbot, hatte meiner Meinung nach nichts mit einer delikaten Speise zu tun. Ich behaupte eher im Umkehrschluss, diesen Mief oder Gestank zu beschreiben wäre fatal,das hat einfach nichts mit Speisen gleich.
Wie isst man eine so delikate Angelegenheit, man schliesse die Nase und suche ein kleineres Stück aus dem bräunlichen und dampfenden mit Paprika und grünen Erbsen vermischten Sud.
Dann schluckt man es am besten in einem Stück hinunter, und besorge sich ein Getränk egal ob alt vom Nachbarn oder sonst woher, und komplettiere damit das Geschmackserlebnis.
Nur wirkliche Conaisseure lassen sich dieses edle Stück langsam auf der Zunge zergehen.
Ich selbst versuchte mich nach Entspannungspausen dreimal an dieser delikaten Speise , doch jedes mal erklärten meine Geschmacksknospen meinem Würgereiz die absolute Unterstützung, bei der Aufnahme des „stinky Tofu“.
Der fermentierte Tofu auch stinky Tofu ist immer eine Reise wert.
(Rocco Berger)

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